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Erhöhung der Einlaufbauwerke am Gigerwald-Stausee

Ingenieurskunst in Rekordzeit im Alpenwinter

«Die Erhöhung der Einlaufbauwerke stellt sicher, dass der Gigerwald-Stausee auch in Zukunft zuverlässige, saubere Energie liefert – eine Investition in die Versorgungssicherheit und in die nachhaltige Nutzung alpiner Wasserressourcen.»
Im Stausee Gigerwald haben sich über Jahrzehnte hinweg Sedimente angesammelt, bis sie den Einlaufbereich der Entlastungsorganen erreichten. Um die Funktion des Pumpspeichersystems sowie die Sicherheit der Stauanlage zu erhalten, wurden die bisher kombinierten Bauwerke der Triebwasserfassung sowie des Grundablasses getrennt und erhöht. Die Arbeiten fanden in einem kurzen Winterzeitfenster statt.

Ein alpines Bauwerk mit Bedeutung

Im Herzen der St. Galler Alpen erhebt sich die Gigerwald-Talsperre – ein Symbol von Kraft und Harmonie zwischen Ingenieurskunst und Natur. Seit ihrer Vollendung 1976 trägt sie zur Energie- und Wassersicherheit der Region Sarganserland bei und stabilisiert das Stromnetz der Nordostschweiz.

Mit den Erneuerungen der Jahre 2024 und 2025 wurden ihre zentralen Elemente gestärkt, um die Effizienz des Wasserkraftwerks Mapragg für kommende Generationen zu sichern. Lombardi übernahm die Planung und technische Leitung – ein Projekt, in dem Präzision, Innovationskraft und Respekt für die alpine Umwelt zusammenfinden.

Warum eine Erneuerung unumgänglich wurde

Bereits seit den 2000er-Jahren wurden umfangreiche Massnahmen umgesetzt, um die Sedimentfracht zu reduzieren – etwa ein erhöhter Minimalpegel oder der Stopp der Wasserzufuhr bei hohen Trübungswerten. Trotzdem stieg die Sedimentschicht weiter an. 2014 betrug der Abstand zur Einlauföffnung nur noch rund zweieinhalb Meter. Eine Variantenstudie ergab schliesslich: Die robusteste und langfristig wirksamste Lösung ist eine vollständige Erhöhung und hydraulische Trennung der Einlaufbauwerke.

Innovation im alpinen Gelände: Bauen mit Präzision

Um die extrem kurze Bauzeit zu ermöglichen, setzte das Projektteam auf eine Lösung, die sonst selten in dieser Dimension zum Einsatz kommt: 73 vorgefertigte Betonelemente, millimetergenau produziert, digital gescannt und virtuell vorab montiert. Dadurch konnten die neuen Strukturen rasch und präzise installiert werden – ein entscheidender Vorteil angesichts der Lawinensaison und des engen Arbeitsfensters.

Besonders anspruchsvoll war die Haube der Triebwasserfassung: 39 vorgefertigte Elemente mussten so positioniert werden, dass sie hydraulisch und statisch eine Einheit bilden. Die geringe Toleranz und die komplexe Geometrie machten eine exakt koordinierte Montage unabdingbar.

Neue Einlaufbauwerke – höher, sicherer, getrennt

Die neuen Strukturen wurden 18 Meter (Grundablass) bzw. 24 Meter (Triebwasserfassung) höher gebaut und hydraulisch voneinander getrennt. Das ermöglicht künftig einen flexibleren Betrieb und macht die Anlage widerstandsfähig gegenüber weiteren Sedimentanstiegen. Die hydraulische Leistungsfähigkeit bleibt praktisch unverändert.

Teamarbeit unter anspruchsvollsten Bedingungen

Die Arbeiten dauerten insgesamt sieben Monate und wurden dank sorgfältiger Planung und resilienter Logistik früher abgeschlossen als vorgesehen – rechtzeitig vor Beginn der Schneeschmelze. Das Team von Lombardi, Axpo und Kraftwerke Sarganserland meisterte dabei unerwartete Herausforderungen wie hohe Trübungswerte, blockierte Rechen, zusätzlichen Aushub oder kurzfristige Wetterwechsel.

Unser Beitrag

  • Variantenstudie & Projektentwicklung
  • Gesamtprojektierung (Generalplanerrolle)
  • Hydraulische Auslegung & Modellierung
  • Design & Engineering der neuen Bauwerke
  • Konzept und Umsetzung des Precast-Systems
  • Baustellen- & Logistikplanung im alpinen Winterbetrieb
  • Bauleitung & Baustellenengineering
  • Sicherheits- & Naturgefahrenkonzept
  • Zusammenarbeit mit Betreiber & Behörden

Bereit für die nächsten Jahrzehnte

Mit den neuen Einlaufbauwerken ist der Gigerwald-Stausee wieder sicher und leistungsfähig – und bleibt ein Schlüsselbaustein der regionalen Energieversorgung. Das Projekt zeigt, wie moderne Ingenieurkunst, ein tiefes Verständnis der alpinen Umwelt und interdisziplinäre Zusammenarbeit zusammenwirken können, um ein Bauwerk für die nächsten Generationen zu schaffen.

Kompetenzen
  • Wasserkraftanlagen
  • Staumauern und Rückhaltebauwerke
150 m

Höhe der Staumauer über dem Bauplatz.

7

Monate – Dauer der Hauptarbeiten – abgeschlossen vor der Schneeschmelze

73

Vorgefertigte Betonelemente für schnelleres Bauen.

33

Mio. m³ Speichervolumen des Stausees

Lat: 46.9124186
Lng: 9.3915278

Gigerwald

Balestra Andrea
«The rehabilitation work in the alpine winter required the utmost precision. Thanks to good planning and strong cooperation, we were able to renew the intake structures so that the Gigerwald reservoir will continue to reliably supply energy in the future.» Andrea Balestra, Project Leader